Augsburg

Fast jedes Mal, wenn ich erzähle, dass ich in Augsburg aufgewachsen bin, betont mein Gegenüber, wie schön Augsburg doch ist. Also habe ich gedacht, ich fasse zusammen, was es so in Augsburg zu sehen gibt.

Augsburg

Manche wissen es vielleicht. Bisher habe ich die meiste Zeit meines Lebens in Augsburg gewohnt. Und fast jedes Mal, wenn ich erzähle, dass ich in Augsburg aufgewachsen bin, betont mein Gegenüber, wie schön Augsburg doch ist und dass er da schon war (und gerne wiederkommen will) oder das noch auf seiner Liste der Orte steht, die er bereisen will. Also habe ich gedacht, ich fasse mal zusammen, was es so in Augsburg eigentlich zu sehen gibt. – Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Denn bestimmt kenne ich einiges auch noch nicht, oder finde es einfach nicht so spannend. 😉

Zunächst...

...wusstest du, dass Augsburg die Stadt in Deutschland mit den meisten Feiertagen ist? Als Schülerin habe ich davon nicht profitiert, denn der 08. August, das Augsburger Friedensfest, liegt immer in den bayrischen Ferien. Aber der Grund des zusätzlichen Feiertags ist schon ziemlich tief in Augsburg verankert. Ursprünglich war es die Einigung von Katholiken und Protestanten, die den „Augsburger Religionsfrieden“ geschlossen haben. Dadurch musste die Bevölkerung nicht mehr die Religion/Konfession des Herrschers annehmen. In Augsburg durfte man einfach evangelisch oder katholisch bleiben, auch wenn der neue Herrscher die andere Konfession hatte. Inzwischen ist Augsburg auch allen anderen Religionen gegenüber offen und ist inzwischen ausgewiesene Friedensstadt. Und das wird jedes Jahr am 8. August gefeiert. Ein Besuch Anfang August lohnt sich also noch mehr.

Übrigens war Augsburg auch eine der ersten Städte mit Straßennamen. Jakob Fugger hat in Augsburg eine der größten Sozialsiedlungen gebaut. Und weil dort alles gleich aussah, hat er den Straßen Namen gegeben. Und damit man im Dunkeln seine Haustür wiederfindet, wurden direkt auch noch unterschiedliche Griffe an den Klingeln angebracht, sodass man die richtige Klingel erfühlen konnte. Die Fuggerei ist auch heute noch in Betrieb und katholische Augsburger, die bedürftig sind, können auch heute noch für 88 Cent Jahreskaltmiete dort wohnen (dazu kommen 88 Cent im Jahr für den Pfarrer und Nebenkosten). Die Fuggerei kann man auch besichtigen. Inzwischen zahlt man dafür Eintritt. Dann kann man aber auch drei Museen (inklusive einer historischen und einer modernen Wohnung, die man anschauen kann) und das Museum im Bunker anschauen. Karten gibts vor Ort oder online.

Und dann gibts da noch die Augsburger Puppenkiste

Sie ist am Roten Tor und dort kann man Marionetten-Theater für Groß und Klein anschauen. Es gibt auch ein Museum, aber da war ich schon sehr lange nicht mehr drin. Also keine Ahnung, ob sich das lohnt. Richtig berühmt geworden ist die Puppenkiste durch die Filme vom hr. Der berühmte Kasperl ist inzwischen auch in der Nähe in einer Ampel zu sehen. Und wer Lust hat auf eine Stadtführung von zu Hause, dem kann ich die Stadtführung mit dem Kasperl empfehlen. Die DVD scheint es leider nicht mehr im Shop der Augsburger Puppenkiste zu geben, aber es wurde auch auf YouTube hochgeladen. Das musst du aber dann selber suchen, wenn du da Interesse hast – offiziell ist das nämlich nicht...

Noch mehr Kultur...

...gibt's auf der Augsburger Freilichtbühne. Die ist auch ganz in der Nähe von der Puppenkiste. Dort spielt das Augsburger Staatstheater jedes Jahr im Juni und Juli ein Musical bzw. Oper oder ähnliches. Die sind immer richtig gut. Aber besonders beeindruckend ist dabei die Atmosphäre. Die Freilichtbühne hat über 2100 Sitzplätze und die Bühne ist direkt an der alten Stadtmauer angebracht. In vielen Inszenierungen wird die Stadtmauer direkt mit ins Bühnenbild einbezogen. Die Vorstellung geht meistens in der Dämmerung los und auch die Lichtshow wird dann entsprechend an den Sonnenuntergang angepasst. Wenn man sich eine Vorstellung anschaut, sollte man sich an das Wetter anpassen und zumindest eine Decke mitnehmen. Abends wird es auch im Juni/Juli doch recht kühl. Außerdem ist ein Sitzkissen sehr empfehlenswert, weil die Draht-Gitter-Stühle mit der Zeit doch recht unbequem werden. Gegen leichten Regen sollte man sich auch wappnen, bei stärkerem Regen wird die Vorstellung abgesagt oder abgebrochen.

💡
Wird die Vorstellung vor der Pause abgesagt, gibt es den vollen Eintrittspreis automatisch erstattet. Wird erst nach der Pause abgebrochen, muss man trotzdem den vollen Preis zahlen.
Fotos machen darf man nur ohne Bühnenbild...

Wasser

Augsburg wurde von den Römern gegründet und hat sehr von deren Kenntnissen zum Wassersystem profitiert. Augsburg wurde zwischen Lech und Wertach gegründet und profitierte schon im Mittelalter von dem vielen Wasser. Wasser wurde durch verschiedene Kanäle durch die Stadt geleitet. Dabei wurde schon sehr früh Trinkwasser vom Brauchwasser getrennt geleitet. Dafür gab es auch immer wieder kleine Wasserkreuzungen, also kleine Bücken, in denen Wasser über anderem Wasser fließt (siehe Bild). Seit 2019 ist das Wassermanagement-System auch Unesco Welterbe. Neben den Wasserbrücken finde ich vor allem faszinierend, dass die Stadtmetzg damals mit Wasser gekühlt wurde. Da wurde also das Haus „einfach“ über einen Wasserkanal gebaut. Dass Wasser floss dann im Keller durch und hat so das Fleisch gekühlt.

oben floss Trinkwasser, unten Brauchwasser

Das viele Wasser brauchte man übrigens auch für die viele Textil-Industrie in Augsburg. Die hat Augsburg ziemlich reich gemacht. Also Augsburg hat durchaus durch das Wasser verdient. Vieles über die textile Geschichte in Augsburg kann man im tim (Textil- und Industriemuseum) lernen. Auch lernt man, wie eigentlich Stoffe funktionieren, wie sie hergestellt werden und wie Mode eigentlich hergestellt werden. Auch die Maschinen-Vorführungen sind ganz spannend.

💡
wenn du ins tim möchtest, schau dir die Bedingungen von den Eintrittspreisen genauer an. Manche Studiengänge kommen kostenlos rein, andere reduziert. Und sonntags sind die Eintrittspreise insgesamt billiger... Da gibt es dann auch Führungen. Also informier dich, bevor du deinen Besuch planst. 😉

Und sonst so...

Empfehlen kann ich natürlich noch das Rathaus mit dem goldenen Saal. Sehr beeindruckend, aber aktuell geschlossen. Voraussichtlich bis Frühjahr 2026. Falls ich das nicht rechtzeitig anpasse, kannst du dich hier informieren. Da gibts auch insgesamt noch mehr Infos.

Und es gibt natürlich noch den Dom. Aber als Wahlkölnerin finde ich den natürlich nicht so wahnsinnig wichtig. 😉

In der Schule haben wir viele Ausflüge in den Zoo gemacht. Gegenüber ist direkt der botanische Garten. Und sonst ist das Naherholungsgebiet Siebentischwald sehr zu empfehlen. Dort gewinnen die Augsburger Stadtwerke Trinkwasser und auch ein paar öffentliche Trinkbrunnen sind aufgestellt. Auch die Olympia-Strecke fürs Wildwasser-Slalom ist im Siebentischwald (bzw. direkt daneben). Sie ist auch Teil des Welterbes. Selbst dort fahren würde ich jetzt nicht unbedingt, aber es ist schon immer wieder spannend, den Profis beim Trainieren zuzuschauen.

💡
Der Kanu-Teil der Olympischen Spiele 1972 wurde in Augsburg ausgetragen. Die künstliche Wildwasserbahn wurde extra dafür gebaut und bis heute werden dort Tourniere ausgetragen. Sie wird auch als „Mutter aller künstlichen Kanuslalomstrecken“ bezeichnet.
Slalom-Strecke (Wildwasser fängt später an)

Und vor allem: Lass dich treiben. Schau dir die vielen Kanäle in der Altstadt an, die vielen kleinen Lädchen, Cafés und Restaurants. Augsburg hat schon einiges zu bieten. Aber ich war schon auch ganz froh, aus dem grantligen Augsburg ins fröhliche Rheinland zu ziehen. 😊